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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde,   ich bedanke mich für Ihr Interesse und begrüße Sie herzlich zur Ausstellung „Tierobjekte“ von Christoph Mause im Bürgerhaus der Stadt Selm.   Dem Tier als Thema traditionellen Kunstschaffens wiesen die Künstler vergangener Epochen unterschiedliche Rollen zu: entweder als Sinnbilder heroischer Macht und Stärke, als mythologisches Objekt der Furcht oder Bewunderung, als nutzbare Diener oder als ‘geliebtes Tier’ mit dem Hintergedanken der Ersatzbefriedigung. Nicht umsonst stellen Bären, Adler und Löwen ein gut Teil der Herrschaftssymbolik auf Wappen und Flaggen dar oder bilden die Ungeheuer in zahllosen Sagen, während dem besten Freund des Menschen in kurios-frivolen Bildern die doppeldeutige Rolle von Kuscheltieren zugewiesen wurde. Darüber hinaus entdeckte die Populärkultur das Tier als Objekt der Spielzeugindustrie, Werbeträger oder - etwa in den fröhlich- bunten Werken Otmar Alts - als lustige Gesellen für massenkompatible Wimmelbilder.   Anders hingegen Christoph Mause, der nicht nur solche Tiere für seinen imaginären Kunstzoo auswählt, die normalerweise in der Kunstwelt eher selten auftauchen, sondern diese zudem als mimetisch-realistische Skulpturen in ungewohnte Zusammenhänge stellt. Seine Amphibien, Maulwürfe oder Fische taugen kaum zu machtvollen Staatssymbolen oder sinnfälligen Metaphern menschlicher Eigenschaften; eröffnen weder den Sack naheliegender Allegorien noch biedern sie sich als Schmusetiere oder gefällige Lustobjekte der Reklamewelt an und stehen auch nicht als Tierschutz-Mahnungen etwa für eine bedrohte Artenvielfalt zur Verfügung. Dass sich Christoph Mauses subjektiver Kosmos sowohl der empirischen wie der idealischen Deutung häufig entzieht, macht ihn zwar besonders spannend, erschwert aber auch die schlüssige Analyse und glatte Einordnung in den kunsthistorischen Zusammenhang. Insofern kann diese knappe Einführung nur einige -  ebenfalls  subjektive  - Anstöße zu eigenen Assoziationen der Beobachter geben.   Vielmehr bestechen die Minimal-Installationen von Mause auf der inhaltlichen Seite durch ihr Spiel mit Doppeldeutigkeiten, den Erwartungshaltungen des Betrachters und den ungewöhnlichen Kontexten. In formaler Hinsicht leben die Arbeiten von einem Austarieren der Kräfte, dem Kontrast zwischen täuschend echt wirkenden Tierobjekten und abstrakten Kraftlinien aus Drähten oder Seilen innerhalb augenscheinlich widersinniger Situationen, in die sie der Künstler setzt. Ihm geht es um eine Transformation der Motive, um verfremdende Umdeutung. Das verblüffend animierte Eigenleben seiner Objekte erzielt er mit Hilfe spannungsreicher Gegensätze und Materialkontraste wie ‘weich / hart’, ‘warm / kalt’, ‘statisch / dynamisch’, ‘hell / dunkel’, ‘lebend / tot’, ‘labil / stabil’ oder ‘künstlich / natürlich’, deren dualistisches Prinzip Mause in handwerklich aufwändigem Verfahren und liebevoller Materialbearbeitung realisiert. Dabei löst er häufig so genannte ‘objet trouvés’ wie Holzplatten oder Modelleisenbahnschienen aus ihrem ursprünglichen Verwendungsbezügen heraus und kombiniert sie mit seinen Tierobjekten, die er aus Modelliermasse formt und in langwieriger Prozedur farbig fasst. Gerade dieses beziehungsreiche Experiment mit ebenso lapidaren wie spannungsvollen Kontrasten der - für sich genommen - banalen Gebrauchsgegenständen des alltäglichen Lebens wie Leiter, Tisch oder Kochgeschirr, die er in ungewöhnliche (Un-) Sinnzusammenhänge stellt, charakterisiert Mause ebenso als eigenständigen Künstler, wie als ehemaligen Meisterschüler seines berühmten Akademielehrers Prof. Reiner Ruthenbeck. Neben der beiden eigenen, gleichsam magischen Ausstrahlungskraft ihrer kontemplativen Objekte kennzeichnet sie ein feinsinniges Kalkül und die Faszination an formaler Klarheit und am labilen Gleichgewicht einer ausponderierten Balance. Diese skulpturale Neugier auch am Ausloten der Schwerkraft wird bei den hier gezeigten Objekten besonders deutlich an den „Vier Maulwürfen“ (1993), die an vier auseinanderstrebenden Holzplatten bis zur Oberkante hochgeklettert sind. Das Kippen der schrägen Planken und damit den Absturz verhindern die Tiere nur dadurch, dass sie die Ecken einer quadratisch gespannten Schnur mit ihren Krallen festhalten. Ein ähnlich fragiler Schwebezustand teilt sich dem Betrachter auch bei der Arbeit „Eidechse“ (1992) geradezu körperlich mit, wenn die Zerbrechlichkeit des Arrangements durch das filigrane Element Schnur hervorgehoben wird, die im Gegensatz zu den wuchtigen Metallblöcken steht. Diese dynamische Spannung wird auch bei dem Werk „Ohne Titel“ (1991) verdeutlicht, wo eine Schildkröte von einer unter ihrem Bauch befindlichen Stahlfeder so in die Höhe gepresst wird, dass sich das Tier nur durch äußerst gedehntes Umklammern der Ecken davor bewahren kann, von der kleinen Tischplatte auf enorm gestelzten Beinen heruntergeschleudert zu werden. Die Installation „Blaumeise“ (1993) verdeutlicht die Dynamik durch ein Gummiband, das eine diagonale Linie zwischen dem Vogel und einer offenbar dadurch leicht gebogenen Stahlstange bildet. Christoph Mause, 1965 in Meschede geboren, studierte bis zu seinem Abschluss 1994 in der Bildhauer-Klasse von Ruthenbeck nicht nur Freie Kunst und Kunsterziehung an der Akademie in Münster, sondern auch Katholische Theologie. Obwohl die sachlichen ‘Titel’ seiner Kompositionen selten Hinweise auf intendierte Sinnzusammenhänge nahe legen oder zu auszuufernder Metaphorik auffordern, kann sich der Betrachter einer automatischen Assoziationskette kaum entziehen, etwa wenn eine umrisshaft gemalte Schlange sich auf dem schlicht „Tuch“ genannten Werk aus dem Jahr 1995 einem gebannt starrenden Kaninchen nähert oder wenn „Zwei Frösche“ (1992) die Sprossen der gegeneinander gelehnten Leiter um die Wette emporklettern.   Weder der traditionellen Plastik noch einer Bildhauerei im ursprünglichen Sinne verpflichtet, pointiert Mause in einigen Arbeiten wie „Spiegelei“ (1995) den ihnen innewohnenden Humor, wobei sich selbst hier - sozusagen ab ovo bzw. pränatal - eine drohende Dramatik andeutet, da schließlich acht Pfannen in eindeutiger Absicht lauernd ein Hühnerei einkesseln. Dieses Moment latenter Bedrohung findet sich in mehreren Werken, etwa wenn über dem stolzen „Korallenfisch“ (1996) eine verführerisch geschwungene Angelschnur baumelt oder sich in der Installation „Frosch und Raupe“ (1992) diese Fressfeinde auf zwei Raumfühler einander zustrebenden Halmen entgegentasten oder in „Dunkle Bilder“ (1995) eine Fledermaus und ein Schmetterling die Kontrapunkte markieren.     Neben diesen denklogisch möglichen Konstellationen konfrontiert der Künstler aber auch scheinbar unvereinbare Gegensätze, etwa wenn eine Schildkröte auf einer kurvig aufstrebenden Eisenbahntrasse ins Nichts kriechen lässt oder eine Schlange zur Klammer eines scharfkantig gewölbten Zinkblechs wird. Die überraschenden Verfremdungen können neben der Irritation auch das Ziel haben, in Beziehung miteinander gesetzt zu werden, wie beispielsweise das Objekt „Königskinder“ (1996) veranschaulicht: Zwei einander zugewandte Goldfische befinden sich in Einmachgläsern isoliert auf hohen vierkantigen Naturholzkonsolen gegenüber und können sprichwörtlich nie zusammenkommen.   Die mitunter wie absurde Versuchsanordnungen wirkenden Objektinstallationen zeichnen sich durch die Präzision ihrer reduzierten Ästhetik, durch ihre formale Verknappung aus, die ihnen gleichsam eine meditative Aura verleiht, ohne dass ihnen der ansonsten in der Plastik seltene Esprit fehlt. Dieser ist nicht anekdotisch begründet, sondern entspringt den plastischen und räumlichen Subtilitäten konträrer Begegnungen von vertrauten Versatzstücken, die in eine spannende Verfremdung eintreten. Gleichzeitig lassen die rätselhaften Dialoge dem Betrachter Freiräume für eigene Sinnsuche. Ihre mitunter ironische Leichtigkeit oszilliert zwischen Täuschung und Wahrheit, indem sie mit raffinierten Widersprüchen wie den formstrengen Elementen der ‘Minimal Art’ und den realistischen Aspekten von Tierrequisiten spielt, ohne dabei endgültige Erklärungen zu liefern. Da auch ich diese nicht geben werde, verweise ich Sie auf die Werke selbst. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, beglückwünsche den Künstler zu seiner im wortwörtlichen Sinne erstaunlichen und vielschichtigen Präsentation sowie die Veranstalter für ihr anregendes Programm. Die Ausstellung ist hiermit eröffnet.    
Eidechse, Detail 1992
  (Eröffnungsrede zur Ausstellung „Tierobjekte“ von Christoph Mause, Bürgerhaus Selm, 17. Februar - 2. März 1997 zur Vernissage am 16. Februar 1997)
Texte Texte
Vier Maulwürfe, 1993
Eidechse, 1992
Blaumeise, 1993
Ohne Titel, 1991
Tuch, 1994
Zwei Frösche, 1992
Königskinder, Detail, 1996
Ohne Titel, 1991
Spiegelei, 1995
Dunkle Bilder, 1995
Korallenfisch, 1996
Schlange, 1994
Königskinder, 1996
CM 2024

CV

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Roland Seim
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstfreunde,   ich bedanke mich für Ihr Interesse und begrüße Sie herzlich zur Ausstellung „Tierobjekte“ von Christoph Mause im Bürgerhaus der Stadt Selm.   Dem Tier als Thema traditionellen Kunstschaffens wiesen die Künstler vergangener Epochen unterschied- liche Rollen zu: entweder als Sinn- bilder heroischer Macht und Stärke, als mythologisches Objekt der Furcht oder Bewunderung, als nutz- bare Diener oder als ‘geliebtes Tier’ mit dem Hintergedanken der Ersatz- befriedigung. Nicht umsonst stellen Bären, Adler und Löwen ein gut Teil der Herrschaftssymbolik auf Wappen und Flaggen dar oder bilden die Un- geheuer in zahllosen Sagen, wäh- rend dem besten Freund des Men- schen in kurios-frivolen Bildern die doppeldeutige Rolle von Kuschel- tieren zugewiesen wurde. Darüber hinaus entdeckte die Po- pulärkultur das Tier als Objekt der Spielzeugindustrie, Werbeträger oder - etwa in den fröhlich-bunten Werken Otmar Alts - als lustige Gesellen für massenkompatible Wimmelbilder.   Anders hingegen Christoph Mause, der nicht nur solche Tiere für seinen imaginären Kunstzoo auswählt, die normalerweise in der Kunstwelt eher selten auftauchen, sondern diese zudem als mimetisch-realistische Skulpturen in ungewohnte Zusammenhänge stellt. Seine Am- phibien, Maulwürfe oder Fische tau- gen kaum zu machtvollen Staats- symbolen oder sinnfälligen Meta- phern menschlicher Eigenschaften; eröffnen weder den Sack nahe- liegender Allegorien noch biedern sie sich als Schmusetiere oder gefällige Lustobjekte der Reklame- welt an und stehen auch nicht als Tierschutz-Mahnungen etwa für eine bedrohte Artenvielfalt zur Verfü- gung. Dass sich Christoph Mauses subjektiver Kosmos sowohl der empirischen wie der idealischen Deutung häufig entzieht, macht ihn zwar besonders spannend, er- schwert aber auch die schlüssige Analyse und glatte Einordnung in den kunsthistorischen Zusammen- hang. Insofern kann diese knappe Einführung nur einige -  ebenfalls  subjektive  - Anstöße zu eige- nen Assoziationen der Beobach- ter geben.   Vielmehr bestechen die Minimal- Installationen von Mause auf der inhaltlichen Seite durch ihr Spiel mit Doppeldeutigkeiten, den Erwar- tungshaltungen des Betrachters und den ungewöhnlichen Kontexten. In formaler Hinsicht leben die Arbeiten von einem Austarieren der Kräfte, dem Kontrast zwischen täuschend echt wirkenden Tierobjekten und abstrakten Kraftlinien aus Drähten oder Seilen innerhalb augen- scheinlich widersinniger Situationen, in die sie der Künstler setzt. Ihm geht es um eine Transformation der Motive, um verfremdende Umdeu- tung. Das verblüffend animierte Eigenleben seiner Objekte erzielt er mit Hilfe spannungsreicher Gegen- sätze und Materialkontraste wie ‘weich/hart’, ‘warm/kalt’, ‘statisch/ dynamisch’, ‘hell/dunkel’, ‘lebend/ tot’, ‘labil/stabil’ oder ‘künstlich/ natürlich’, deren dualistisches Prinzip Mause in handwerklich aufwändigem Verfahren und liebevoller Materialbearbeitung realisiert. Dabei löst er häufig so genannte ‘objet trouvés’ wie Holzplatten oder Modelleisenbahn- schienen aus ihrem ursprünglichen Verwendungsbezügen heraus und kombiniert sie mit seinen Tierob- jekten, die er aus Modellier- masse formt und in langwie- riger Prozedur farbig fasst. Gerade dieses beziehungsreiche Ex- periment mit ebenso lapidaren wie spannungsvollen Kontrasten der - für sich genommen - banalen Ge- brauchsgegenständen des alltäg- lichen Lebens wie Leiter, Tisch oder Kochgeschirr, die er in ungewöhn- liche (Un-) Sinnzusammenhänge stellt, charakterisiert Mause ebenso als eigenständigen Künstler, wie als ehemaligen Meisterschüler seines berühmten Akademielehrers Prof. Reiner Ruthenbeck. Neben der beiden eigenen, gleichsam ma- gischen Ausstrahlungskraft ihrer kontemplativen Objekte kenn- zeichnet sie ein feinsinniges Kalkül und die Faszination an formaler Klarheit und am labilen Gleichge- wicht einer ausponderierten Balance. Diese skulpturale Neugier auch am Ausloten der Schwerkraft wird bei den hier gezeigten Objekten besonders deutlich an den „Vier Maulwürfen“ (1993), die an vier auseinanderstrebenden Holzplatten bis zur Oberkante hochgeklettert sind. Das Kippen der schrägen Planken und damit den Absturz verhindern die Tiere nur dadurch, dass sie die Ecken einer quadratisch gespannten Schnur mit ihren Krallen festhalten. Ein ähnlich fragiler Schwebezustand teilt sich dem Betrachter auch bei der Arbeit „Eidechse“ (1992) geradezu körper- lich mit, wenn die Zerbrechlichkeit des Arrangements durch das fili- grane Element Schnur hervorge- hoben wird, die im Gegensatz zu den wuchtigen Metallblöcken steht. Diese dynamische Spannung wird auch bei dem Werk „Ohne Titel“ (1991) verdeutlicht, wo eine Schild- kröte von einer unter ihrem Bauch befindlichen Stahlfeder so in die Höhe gepresst wird, dass sich das Tier nur durch äußerst gedehntes Umklammern der Ecken davor bewahren kann, von der kleinen Tischplatte auf enorm gestelzten Beinen heruntergeschleudert zu werden. Die Installation „Blaumeise“ (1993) verdeutlicht die Dynamik durch ein Gummiband, das eine diagonale Linie zwischen dem Vogel und einer offenbar dadurch leicht gebogenen Stahlstange bildet. Christoph Mause, 1965 in Meschede geboren, studierte bis zu seinem Abschluss 1994 in der Bildhauer- Klasse von Ruthenbeck nicht nur Freie Kunst und Kunsterziehung an der Akademie in Münster, sondern auch Katholische Theologie. Obwohl die sachlichen ‘Titel’ seiner Kom- positionen selten Hinweise auf intendierte Sinnzusammenhänge nahe legen oder zu auszuufernder Metaphorik auffordern, kann sich der Betrachter einer automatischen Assoziationskette kaum entziehen, etwa wenn eine umrisshaft gemalte Schlange sich auf dem schlicht „Tuch“ genannten Werk aus dem Jahr 1995 einem gebannt starrenden Kaninchen nähert oder wenn „Zwei Frösche“ (1992) die Sprossen der gegeneinander gelehnten Leiter um die Wette emporklettern.   Weder der traditionellen Plastik noch einer Bildhauerei im ursprünglichen Sinne verpflichtet, pointiert Mause in einigen Arbeiten wie „Spiegelei“ (1995) den ihnen innewohnenden Humor, wobei sich selbst hier - sozusagen ab ovo bzw. pränatal - eine drohende Dramatik andeutet, da schließlich acht Pfannen in eindeutiger Absicht lauernd ein Hühnerei einkesseln. Dieses Moment latenter Bedrohung findet sich in mehreren Werken, etwa wenn über dem stolzen „Korallenfisch“ (1996) eine verführerisch geschwungene Angelschnur baumelt oder sich in der Installation „Frosch und Raupe“ (1992) diese Fressfeinde auf zwei Raumfühler einander zustrebenden Halmen entgegentasten oder in „Dunkle Bilder“ (1995) eine Fleder- maus und ein Schmetterling die Kontrapunkte markieren.   Neben diesen denklogisch mögli- chen Konstellationen konfrontiert der Künstler aber auch scheinbar unvereinbare Gegensätze, etwa wenn eine Schildkröte auf einer kurvig aufstrebenden Eisenbahn- trasse ins Nichts kriechen lässt oder eine Schlange zur Klammer eines scharfkantig gewölbten Zinkblechs wird. Die überraschenden Ver- fremdungen können neben der Irritation auch das Ziel haben, in Beziehung miteinander gesetzt zu werden, wie beispielsweise das Objekt „Königskinder“ (1996) veranschaulicht: Zwei einander zu- gewandte Goldfische befinden sich in Einmachgläsern isoliert auf hohen vierkantigen Naturholzkonsolen gegenüber und können sprichwört- lich nie zusammenkommen.   Die mitunter wie absurde Versuchs- anordnungen wirkenden Objekt- installationen zeichnen sich durch die Präzision ihrer reduzierten Ästhetik, durch ihre formale Ver- knappung aus, die ihnen gleichsam eine meditative Aura verleiht, ohne dass ihnen der ansonsten in der Plastik seltene Esprit fehlt. Dieser ist nicht anekdotisch begründet, son- dern entspringt den plastischen und räumlichen Subtilitäten konträrer Begegnungen von vertrauten Versatzstücken, die in eine span- nende Verfremdung eintreten. Gleichzeitig lassen die rätselhaften Dialoge dem Betrachter Freiräume für eigene Sinnsuche. Ihre mitunter ironische Leichtigkeit oszilliert zwischen Täuschung und Wahrheit, indem sie mit raffinierten Wider- sprüchen wie den formstrengen Elementen der ‘Minimal Art’ und den realistischen Aspekten von Tier- requisiten spielt, ohne dabei end- gültige Erklärungen zu liefern. Da auch ich diese nicht geben werde, verweise ich Sie auf die Werke selbst. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, beglückwünsche den Künstler zu seiner im wort- wörtlichen Sinne erstaunlichen und vielschichtigen Präsentation sowie die Veranstalter für ihr anregendes Programm. Die Ausstellung ist hiermit eröffnet.    
Eidechse, Detail 1992
Vier Maulwürfe, 1993
Eidechse, 1992
Ohne Titel, 1991
Blaumeise, 1993
Tuch, 1994
Zwei Frösche, 1992
Spiegelei, 1995
Korallenfisch, 1996
Dunkle Bilder, 1995
Ohne Titel, 1991
Königskinder, Detail, 1996
Schlange, 1994
Königskinder, 1996
  (Eröffnungsrede zur Ausstellung „Tierobjekte“ von Christoph Mause, Bürgerhaus Selm, 17. Februar - 2. März 1997 zur Vernissage am 16. Februar 1997)
Texte Texte
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